Sehr geehrte TeilnehmerInnen des ersten OSSAW Fotokonkurses und liebe StudentInnen!

Hiermit teilen wir euch mit großem Vergnügen mit, dass eure Arbeiten, die während des ersten im Februar eröffneten OSSAW Fotokonkurses angekommen sind, am 25. März 2017 um 19 Uhr in der Galerie am Roten Hof  ausgestellt werden.
Hiermit laden wir euch ein, die Ausstellung unseres Fotokonkurses, auf welchen OSSAW ausgenommen stolz ist, mit eurer Anwesenheit zu beehren.

Mehr Details über den Konkurs, sowie einen Rückblick in die angekommenen Fotografien, findet ihr im folgenden Text unseres geschätzten Kollegen Filip Blagojevic (dipl. Kunstgeschichtler und Mitglied des Kultursektors OSSAW):

Im Verlauf der fesselnden Entstehungsgeschichte der Fotografie und ihres Bildungsprozesses, gingen die großen Künstler unerschöpflich der detaillierten Nachforschung diverser, in das urbane System der Städte und Dörfer, integrierter gesellschaftlicher Gruppen nach. Zu den großen Künstlern zählen die Folgenden: Diane Arbus (bekanntes Buch der Fotografien ,,An Aperture Monograph‘‘ aus 1972), Walker Evans (Buch der Fotografien ,,American Photographs’’ aus 1938), vor kurzem erfundene Vivian Maier, Robert Frank (sein wichtigstes Werk ,,The Americans‘‘ aus 1958) und Ana Lazukić, eine der ersten weiblichen Fotojournalistinnen aus Jugoslawien (Vojvodina). Mit diesem Projekt, welches vom OSSAW Kultursektor und Verwaltungsausschuss organisiert wurde, streben wir an, dieses interessante Forschungsfeld auf die Studenten, nicht nur in unseren Räumen (Serbien, BuH), sondern auch auf die Studenten aus den restlichen Weltteilen (Österreich, Bangladesch) zu übertragen. Wie schon im Konkurs-Text erwähnt, wird die Welt um uns herum betont, welche essentiell auch uns selbst ausmacht – der Makrokosmos verschiedener Mikrokosmos.

Die Vielfältigkeit und die Gewandtheit der künstlerischen und technischen Bearbeitung der eingeschickten und präsentierten Fotografien, unterscheidet sich von Teilnehmer zu Teilnehmer, was dieser Ausstellung einen besonderen Reiz gibt. Wir besitzen hauptsächlich Werke von Amateurfotografen, welchen dieser Kunstaspekt ein Hobby oder eine Kunstbranche ist, mit welcher sie sich nach dieser Ausstellung aktiver beschäftigen und weiterbilden werden können. Außerdem kann der Ausstellungsbesucher ohne Schwierigkeiten Werke von erfahrenen Fotografen betrachten, welche technisch meisterhaft mit dem Fotoapparat und der Faltung handhaben.

Die Qualität der Fotografien unserer Teilnehmern widerspiegelt sich im breiten Spektrum der kreativen und thematischen Errungenschaften und in den interessanten „Blickwinkeln“ und Perspektiven, dem Aufbau und Verständnis vom Kosmos. Sie zeigen uns, wenn einheitlich betrachtet, die Geschicktheit und Anpassung an die gegebenen Themen. Das Hauptelement, das sie alle verbindet ist der Mensch, entweder als Protagonist oder selbst als Schöpfer, wessen Werke unsere Fotografen dargestellt haben.

Große Gruppen von Menschen in Eile, in einem chaotischen städtischen Alltag – städtischer Makrokosmos, Fotografien die geschickt komponiert und in verschiedenen Programmen bearbeitet wurden, führen uns in die lebendige Welt, zeigen uns Protagonisten die wir weder identifizieren, noch detailhaft beobachten können. Jeder von ihnen ist für uns eine kleine Welt, ein Mikrokosmos, und alle sind durch ein bestimmtes Ziel, das sie anstreben, miteinander verbunden. Die rhythmische Wiederholung einzelner Figuren und deutliche Symetrie in einigen Beispielen, durch die jeder Mikrokosmos künstlich entsteht, sind ein originaler Zugang der Fotografie als Medium. Dagegen sagen uns, als das nächste Beispiel, bunte Regenschirme die von ferner wie große Flecken vom Pointilismus – einer wichtigen Epoche des frühen Modernismus – aussehen, mehr über die koloristiche Qualität der Fotografie aus, während Straßen, Zeichen, Überwege und Straßenschilder in eine Abstraktion fließen, geprägt von einem starken Linearismus. Die wahre Bedeutung verliert sich und unsere Perzeption ändert sich unter dem Einfluss des Fotografen.

Andererseits machen Fotografien Einzelner; ihre Schicksale in Anschauungen und Bewegungen, ihr materielles und seelisches Befinden, verbunden mit verschiedenen kompositorischen Lösungen und Perspektiven; die größte Zahl ausgewählter Fotografien aus. Interessante Personen und Beschäftigungen – ein Mädchen als Kutscherin und Clown, gefangen im aktiven Kontakt mit einem aus dem Mikrokosmos, oder Bettler – Außenseiter der Gesellschaft, bis hin zur nicht identifizierten Person extravaganten modernen Geschmacks im Spaziergang mit dem Hund, aber auch nachdenkliche, einsame Personen an der Straßenbahnhaltestelle, machen spezifische und/oder allgegenwärtige Mikrokosmos aus, welcher wir alltägliche Zeugen sind. Es sind auch Fotografien präsentiert und inszeniert, die eine starke Kreativität und einen Antrieb zum Nachdenken mit sich tragen, aber auch Geschicklichkeit im Nützen des Bearbeitungsprogrammes, eine Collage schaffend – ein Mosaik menschlicher Expressivität und des urbanen Wiener Milieus. In allen diesen Fotografien können wir ganz klar auch den Zeitgeist, in denen sie entstanden sind, analysieren – zeitgenössisch und aktuelle Werbungen und Aufschriften, bzw. das vielfältige und reiche Angebot der Geschäfte – Geschäfte, die eine populäre, Konsumentenkultur der Gegenwart ausmachen.

Eine Kategorie der Fotografie, die ebenfalls einen Platz bei der Ausstellung bekommen hat, beschäftigt sich nicht direkt mit Menschen, sondern mit ihrem Schaffen, bzw. der indirekten Anwesenheit des Mikrokosmos. Von der Thematik der Banalität – Garagentür, ausgemalt durch Graffiti des „nächtlichen Wächters“, nur einem „Steinchen“ des Mosaiks qualitativer Underground, und auch in diesem Fall ein „Trash“ des künstlerischen Graphitis in Wien, bis zu einem typischen Wiener „Hof“, einem Hof umgeben von Gebäuden oder Wänden im charakteristischen (Neo)Renaissance Stil, bereichert durch architektonische Elemente – Bögen in reicher Rhythmik und eingeprägten Pilastern. Da sind, obwohl nicht so leicht bemerkbar, zwei weiße Pferde, die in unsere Richtung schauen, Beobachtern dieser ruhigen Ecke. Sie stellen eine Antithese der nicht lebenden und künstlich erschaffenen Welt dar – der Architektur – und durchdringen somit die Monotonie.

Das Ziel der ersten (wir hoffen nicht auch der letzten) Ausstellung unserer Vereinigung ist das Präsentieren verschiedener Ansichtspunkte, Meinungen, der Blick auf die Welt durch ein Prisma der Kunst und Kultur, die echten Werte pflegend und unseren Studenten die Möglichkeit zur Entwicklung und neuem Wissen bescheren. Jede dieser Fotografien, die wie ausgewählt haben, trägt eine Nachricht und kann aus mehreren Perspektiven gelesen werden. Ob durch die sozial-psychologische Perspektive, künstlerisch-kompositorische oder einer anderen, das bleibt Euch als Untersuchungsfeld und subjektives Analysieren überlassen.

Übersetzt von Jelena Lejić, Nikola Prerad und Miloš Jović

Mediensektor OSSA – Wien

Filip Kostic